Unsere Erwartungen für die Rohstoff- und Papiersituation in den letzten Monaten hat sich bewahrheitet. Die Lieferbereitschaft für Papiere hat sich normalisiert und auch die Lieferzeiten liegen fast wieder vor Corona-Niveau. Die Preissituation hat sich entschärft und es gibt auf Papiere leichte Preisreduktionen, was erfreulich ist. Auch in den Bereichen Farben, Toner, Offsetplatten, Folien und Plattenmaterialien zeigt sich ein ähnliches Bild.
Dennoch beobachten wir vor allem den Papiermarkt weiterhin kritisch. Die Marktbedingungen im ersten halben Jahr 2023 haben sich verschlechtert, die Auftragslage in den Papierfabriken ist sehr volatil und die Auslastungen sind «eher» niedrig. Branchenkenner berichten über eine Flaute ohne Belebung. Das hat zur Folge, dass es in den Papierfabriken zu Produktionsunterbrüchen kommt. Die Papierhersteller haben auf diese Marktsituation überaus schnell reagiert, was wir als BVD nicht erwartet haben. Die Model-Gruppe stellt die erworbene Papierfabrik Eilenburg auf August 2023
ein und baut diese auf Wellpappenrohpapiere um. Sappi passt die Produktion der Papierfabrik in Gratkorn nach einem ver längerten Revisionsstillstand um rund 20 % nach unten an. Davon betroffen ist auch die angeschlossene Zellstoffproduktion. Metsä Board will in Finnland die Kurzarbeit in
Tranchen bis Ende 2023 einführen. Betroffen davon sind rund 1100 Mitarbeiter. Stora Enso legt eine von zwei Papiermaschinen in Anjalankoski/Finnland auf das 4. Quartal still. Das spanische Unternehmen Condat baut ebenfalls eine Papiermaschine im französischen Werk Lectas ab und wird sich vermehrt auf die Produktion von Spezialpapieren kümmern. Die Zeitungsdruckpapierherstellung der Firma UPM in Schongau wird ebenso eingestellt wie auch die Papiermaschine in Steyrermühl.
Somit werden innert kürzester Zeit Volumen aus dem Markt verschwinden. Gleichzeitig ist offen, wie sich der Energiemarkt im Herbst und Winter entwickelt. Dies zeigt eher auf weitere Erhöhungen der Preise hin. Wir selber glauben, dass die Preise bis in den Spätherbst stabil bleiben, obwohl die Papierfabriken alles versuchen werden, die Preise zu erhöhen. Positiv zu bewerten ist, dass die weltweiten Zellstoffkapazitäten im Jahr 2023 ausgeweitet worden sind und dass die Papierfabriken an neuen innovativen Papieren arbeiten, wie z. B. Römerturm mit ihrem «Vegan-approved»-Label. Darin sieht man, dass Print lebt!